Die Fremdversorgungsökonomie: Einkommen und Produktivität Drucken
Geschrieben von: Baraka   
Sonntag, den 27. Februar 2011 um 20:15 Uhr

Im gegenwärtigen, auf Arbeitsteilung und Wertschöpfung basierenden Wirtschaftssystem verwirklicht und verkörpert (Erwerbs-)Arbeit Produktivität, und ferner den durch Einkommen ermöglichten Prozess der Produktivität. Arbeit verwirklicht also Produktivität, aber erst Einkommen ermöglicht ihre Verwirklichung durch Arbeit, sowie die Teilhabe an ihr bzw. ihren Erzeugnissen durch Konsum.

 

Arbeit durch Einkommen - Produktivität durch Wertschöpfung

Einkommen ermöglicht die Produktivität der am Produktionsprozess teilnehmenden Menschen, und die Versorgung der am Wertschöpfungsprozess teilnehmenden Menschen. Dies ist das Grundprinzip einer Fremdversorgungsökonomie - einer Produktivität, deren wirtschaftliche Grundlage die Wertschöpfung ist, die nicht durch Arbeit, sondern durch Einkommen erzeugt wird.

Der Irrglaube der Eigenversorgung allerdings reduziert den Gesamtprozess der durch Einkommen strukturierten, also auf Wertschöpfungsbasierter Arbeitsteilung beruhenden Produktivität auf eine autistisch individualisierte Leistungs- und Belohnungsperspektive eines einzelnen Wirtschaftssubjekts.

Auf die autistische Perspektive einer Produktivkraft, die ihre Abhängigkeit sowohl von der Arbeit Anderer, als auch von der Nachfrage Anderer, und damit letztlich von der Kaufkraft und vom Konsum Anderer, leugnet, oder dafür blind ist. Und auf diese Weise schließlich zum (Lohn-)Sklaven wird, zum Leibeigenen der Produktionsmaschinerie.

Der für den Arbeitskult der Moderne charakteristische und ideologisch grundlegende Leistungs- und Belohnungsautismus ist eine der tragenden Säulen der gegenwärtigen Herrschaftsordnung. Durch ihn lassen sich die Menschen mühelos nicht nur in eine Produktionsmaschinerie, sondern auch in das diese tragende Umverteilungssystem einbetten, in dem sich Einkommen zunehmend an wenigen Stellen (über-)akkumuliert, während es in der gesellschaftlichen Fläche immer weniger wird.


Die Zinsökonomie: Eine parasitäre Umverteilungsmaschinerie

Die Zinsbasierte Wachstumsökonomie ist die treibende Kraft in diesem Prozess. Sie ist die Wucherung eines Machtsystems, dessen Produktionsmaschinerie alle Menschen vereinnahmen muss, deren Produktivität aber ohne immer mehr Menschen auskommt. Die Folgen dieses Prozesses sind genau die gegenwärtig so sichtbar werdenden Ausüchse der Ökonomie:

Zunehmend schlechtere Arbeitsbedingungen, zunehmend geringere Einkommen und zunehmender Arbeits- und Leistungsdruck. Und unterm Strich: Zunehmende Verarmung der Gesellschaft, die sich schleichend und schrittweise in die höheren Einkommensschichten ausbreitet.

Und damit wiederum auch die Kaufkraft, und mit dieser wiederum auch das ökonomische Fundament der Produktivität, nämlich die Wertschöpfung, zunehmend belastet. Hier kommt nicht nur der parasitäre, sondern regelrecht kannibalistisch-suizidale Charakter einer Wachstumsökonomie offen zum Ausdruck. Sie frisst sich ihre eigene Daseinsgrundlage weg.

Denn Einkommen steht nicht nur am Anfang der Produktivität, sondern damit zugleich auch am Anfang der realen Wertschöpfung. Denn ohne Einkommen gibt es auch keine Kaufkraft, und ohne diese keine Nachfrage und keinen Absatz für die Erzeugnisse der Produktivität. Und damit auch keine ökonomische Grundlage für Produktivität.

Es ist undenkbar, erst zu produzieren, und anschließend daraus erst Einkommen und mit diesem einen Absatzmarkt zu generieren. Derartige Denkmuster beruhen auf dem überkommenen, autistischen Irrtum und Dogma der Eigenversorgung. Ganz anders zeigt sich die Tatsachenrealität der Fremdversorgung: Zu Beginn muss das Einkommen, das Produktionskapital da sein, um sich in der und als Produktivität ökonomisch zu realisieren.

Das Dogma der Eigenversorgung aber stützt lediglich das etablierte feudalistische, Menschen gleichermaßen wie Kapital (eben als "Humankapital") verwertende Machtgefüge. Es stützt die systematische Einkommensumverteilung, die schleichende Verarmung, die Entstehung einer Niedriglohnökonomie, die Entstehung von Finanzblasen und letztlich die (Selbst-)Zerstörung der gesellschaftlichen Produktivität.