Meinungs- und Pressefreiheit in Ägypten * Anonymous an die Regierungen der Welt |
Geschrieben von: Baraka | |||
Samstag, den 29. Januar 2011 um 23:35 Uhr | |||
In Ägypten setzen sich die Proteste gegen das Regime unvermindert fort. Berichtet wurde von der versuchten Erstürmung des Innenministeriums. Die offiziellen Angaben über Todesopfer schwanken. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtet von bisher mindestens 73 Menschen. Andere Medien berichten von bereits über 100 Toten. Berichtet wird auch über Plünderungen. Auch ein Krankenhaus sei inzwischen angegriffen worden. Wie in Tunesien seien inzwischen Bürgerwehren gegründet worden. Insbesondere nachts soll es zum Auftreten regelrechter Banden kommen. Berichtet wird von 30 bis 200 Mann starken Plünderergruppen. Zwischenzeitlich verdichteten sich auch Hinweise darauf, dass es sich ebenfalls wie bereits in Tunesien bei vielen Plünderern möglicherweise um Polizisten und Staatssicherheitskräfte handelt. Nach Angaben von Al Jazeera seien Plünderer mit einer Sicherheitsdienst-Identifizierung auf ihren Personalausweisen gefunden worden. Gemutmaßt wird, dass es sich bei den Protesten zum Teil um "False Flag-Operations" handele. Zum Einen versuche die ägyptische Regierung, durch die Bildung von Plündererbanden echte Demonstranten zu diskreditieren, und durch das Schüren von Terror und Angst die Menschen von weiteren Protesten gegen das Regime von Präsident Mubarak abzuhalten. Zum Anderen wird der Verdacht lauter, dass es sich bei den Unruhen letztlich um einen verschleierten Putsch des ägyptischen Militärs unter Beteiligung oder Duldung der US-Regierung handele. Misstrauisch mache vor allem der Umstand, dass sich der Generalstabschef der ägyptischen Armee, Generalleutnant Sami Hafis Anan, zu Beginn der Proteste noch zu Gesprächen in Washington aufgehalten habe. Das Verhalten des Militärs wird gegenwärtig mit Spannung beobachtet. Nach allgemeiner Einschätzung sei es in der Lage, einen Regimewechsel zu erzwingen. Es schütze mittlerweile in Kairo die wichtigsten Gebäude, darunter auch den Präsidentenpalast. Hinweise auf eine gewaltsame Niederschlagung des Protestes von Seiten des Militärs gibt es derzeit keine. Vielmehr wolle es auch das Volk schützen, ließ es verlautbaren. Die Arnee genieße in Ägypten einen weitaus besseren Ruf als die Polizei, heißt es. Unklarheit herrscht über den internen Machtkampf zwischen Militär und der politischen Führung des Landes. Fraglich ist, ob und inwieweit Teile des Militärs hinter Mubarak stehen. Der Staatschef hat inzwischen sein Regierungskabinett umgebildet. Unter anderem ernannte er den früheren Luftwaffenstabschef Ahmad Schafik zum neuen Ministerpräsidenten und den Geheimdienstchef Omar Suleiman zu seinem neuen Stellvertreter. Spekuliert wird nun auch über die Rolle der USA in den Vorgängen rund um die Proteste. Ägypten ist etwa durch den Suez-Kanal von wichtiger geostrategischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Möglicherweise wollen die USA den alternden Präsidenten Mubarak loswerden, und haben dafür Verbündete in der militärischen Führung Ägyptens gefunden, so die Mutmaßungen. Deutlich sei zuletzt auch die Unterstützung der Amerikaner für den Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei gewesen, der sich als Anführer der Proteste angeboten hatte. Baradei ist unter den Ägyptern nicht unumstritten ist. Seine Rolle werde etwa vergleichbar mit der des afghanischen Staatschefs Hamid Karzai gesehen. Für viele sei er aber auch Hoffnungsträger und möglicher Nachfolger Mubaraks.
Die Linke kritisiert die Doppelmoral der EU anlässlich der Proteste in der arabischen Welt gegen ihre Regimes. Die Europäische Union und auch Deutschland haben durch ihre Politik seit Jahren die undemokratischen Regime in den arabischen Staaten gestützt, so die Linke. Die Bundesregierung habe im Jahr 2009 Waffenexporte im Wert von 77,5 Millionen Euro an das Mubarak-Regime genehmigt. Zwischen den nordafrikanischen Ländern und der EU gebe es eine intensive Zusammenarbeit, z.B. zwischen Sicherheitskräften der nordafrikanischen Länder und der EU-Grenzbehörde Frontex, um Flüchtlinge aus der Region südlich der Sahara vor dem Übertritt nach Europa zu stoppen. Deutschland und der Westen würden die arabischen Diktaturen als Verbündeten im sogenannten Kampf gegen den Terrorismus und als Garanten für den Zugang zum Ölreichtum der Region sehen. Weil die autoritären Regierungen in Tunesien und Ägypten als Bollwerk gegen den Islamismus gelten, habe man vor inhaftierten Oppositionellen und Pressezensur die Augen geschlossen. Die Linke fordert ein Ende dieser doppelten Standards gegenüber den arabischen Staaten. Demokratie und Menschenrechte dürfen nicht weiter den Interessen der deutschen Wirtschaft untergeordnet werden. Dazu gehöre vor allem auch, dass die Telekommunikationswege sofort wieder für die Bürger geöffnet werden müssen. Die Linke begrüßt explizit, dass sich Menschen z.B. in Ägypten oder Tunesien gegen autoritäre und undemokratische Strukturen auflehnen und wünscht diesen Demokratiebewegungen Erfolg. Diese Proteste sind weltweit eine Hoffnung für viele Menschen.
Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die andauernde Gewalt gegen Journalisten und Internetzensur in Ägypten. Nach Einschätzung von ROG wurden in den vergangenen zwei Tagen mehr als ein Dutzend Journalisten festgenommen, die über die aktuellen Proteste gegen die Regierung unter Präsident Hosni Mubarak berichten wollten. Es gab zudem weitere tätliche Übergriffe auf Medienmitarbeiter. Der Zugang zu den sozialen Netzwerkseiten Facebook und Twitter sowie die Mobilfunkkommunikation sind weiterhin eingeschränkt. Medienberichten zufolge hat die Regierung Internetverbindungen in Kairo und anderen Teilen des Landes mittlerweile sogar vollständig kappen lassen. "Wir fordern die ägyptischen Behörden auf, alle festgenommenen Medienmitarbeiter umgehend freizulassen und alle Kommunikationsblockaden aufzuheben. Journalisten müssen ohne Angst vor Verhaftungen und Angriffen arbeiten können", so ROG. Es sei notwendig für die ägyptische Bevölkerung und deren grundlegendes Recht, einen Zugang zu verlässlichen Informationen über die Ereignisse der vergangenen Tage zu erhalten.
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